Der Heilige Athanasius

Athanasius kommt aus dem Griechischen und bedeutet der „Unsterbliche“. Dieser heilige Patriarch ist einer der berühmtesten Kirchenlehrer gewesen; er erhielt den Beinamen „der Große“. Sein Leben und Wirken ist wie ein lebendiger Beweis für das Christuswort, dass die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwältigen werden. Unter fünf Kaisern hatte Athanasius über fünfzig Jahre seinen schweren Kampf um den wahren Glauben zu führen: fünfmal wurde er verbannt, siebzehn Jahre musste er im Exil leben. Als Flüchtling durchzog er das Abendland von Trier bis Rom.

Athanasius wurde um 295 in Alexandria in Ägypten geboren. Er wurde erzogen im Hause des Bischofs Alexander, den er als Diakon und Sekretär auf seinen Reisen, darunter auch auf das Konzil von Nicäa, begleitete. Später wurde er auf einmütigen Wunsch der Geistlichkeit und des Volkes als Patriarch von Alexandrien zu dessen Nachfolger bestellt. Das Glaubensbekenntnis von Nicäa wurde zum Bekenntnis seines Lebens: unerschrocken und unermüdlich verteidigte Athanasius die Gottheit Christi gegen die Irrlehre des Arius. Man bezeichnet ihn als „Vater der Orthodoxie“, „Säule der Kirche“, als den „Arzt ihrer Wunden“, und er wird heute allgemein als „der religiöse Genius seiner Zeit“ angesehen.

Ikone des Heiligen Athanasius von UK Coptic Icons

Als junger Kleriker schon war er durch seine Schriften „Gegen die Heiden“ und „Über die Menschwerdung des Wortes Gottes“ an die Öffentlichkeit getreten. Sein ganzes Leben stand im Kampf um die rechte Lehre. Noch unter Kaiser Konstantin wurde der Patriarch auf Betreiben seiner Verleumder 335 nach Trier verbannt. Athanasius, der in der thebanischen Wüste den Hl. Antonius, den Einsiedler, sowie den Hl. Pachomius, den Begründer der zönobitisch, also in Gemeinschaft lebenden, Mönche aufgesucht und kennengelernt hatte, verpflanzte während seiner Verbannung das mönchische Einsiedlerleben in andere Länder. Die Anfänge des Mönchtums in Gallien und Germanien sind also vornehmlich auf seinen Einfluss zurückzuführen.

Nach dem Tode Konstantins zurückgekehrt, fand er sich bald wieder von den Arianern verfolgt, da diese in dem jungen Kaiser Konstantius Unterstützung fanden. Ein Aufstand des Volkes, das seinen Hirten nicht ziehen lassen wollte, wurde niedergeschlagen, Athanasius abgesetzt und zum zweiten Male verbannt. Diesmal nahm er Zuflucht in Rom, wo Papst Julius l. ihn von der dorthin berufenen Synode rechtfertigen ließ. Auch Italien lernte durch den Patriarchen von Alexandria das mönchische Ideal kennen. Aber erst nach sechs Jahren konnte Athanasius zur Freude seines Volkes in Amt und Würden nach Alexandria zurückkehren, nachdem eine weitere Synode von Sardica, die auf Betreiben des Kaisers des Westreichs Maximius zusammengetreten war, sämtliche gegen ihn erhobenen Anschuldigungen entkräftet hatte.

Doch bald traten seine Gegner wiederum auf den Plan. Athanasius wurde am 9. Februar 356 in seiner Kirche von den Truppen des Kaisers eingeschlossen und vertrieben, auf seinen Kopf ein Preis gesetzt. Große Gräuel wurden zu seinem Schmerz verübt. Der Patriarch floh zu seinen Freunden, den Wüstenmönchen in den Nilklöstern, erschien aber mehrmals in seiner Bischofsstadt, um sein Volk zu stärken. Unter Julian Apostata konnte er auf kurze Zeit zurückkehren, wurde dann von diesem aber zum vierten Mal in die Verbannung geschickt; unter Kaiser Valens geschah dasselbe zum fünften Male. Vier Monate lebte er verborgen im Grabe seines Vaters, bis er nach einem Aufruhr des Volkes, das ihn stürmisch zurückverlangte, endlich unbehelligt in seinem hohen Amte wirken konnte. Noch sieben Jahre harrte der Greis auf seinem Posten aus, bis er am 15. Mai 373 von Gott abberufen wurde.

Die Kirche feiert sein Fest am 15. Mai. Reliquien von ihm befinden sich in der Kirche S. Croce in Venedig. Dargestellt wird der Hl. Athanasius als Patriarch mit kahlem Haupt und langem Bart zwischen zwei Säulen, Buch in der Hand. Auf den Fresken von Fra Angelico da Fiesole in der Laurentiuskapelle des Vatikans, sieht man ihn zusammen mit Basilius, Chrysostomos, Gregor von Nazianz und Cyrill von Alexandrien in reichen Pontifikalgewändern, aber ohne Mitra und Stab.